Die Presse, Austria
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Ein Glaubensbruder des Bischofs Williamson bezeichnet die Leugnung von Gaskammern als “unvorsichtig”, aber nicht als falsch. Mehrere jüdische Organisation über scharfe Kritik am Papst.
Der Konflikt um die Aufhebung der Exkommunikation des Bischofs Richard Williamson, der die Existenz von Gaskammern leugnet, dauert an. Mehrere jüdische Organisationen und Glaubensvertreter haben Papst Benedikt XVI. heftig kritisiert. Ein Glaubensbruder von Williamson hat nun zusätzlich Öl ins Feuer gegossen: “Ich weiß, dass es die Gaskammern gegeben hat, zumindest zur Desinfizierung. Ich kann aber nicht sagen, ob darin Menschen getötet wurden oder nicht, weil ich die Angelegenheit nicht vertieft habe”, sagte Pater Floriano Abrahamowicz, der Chef der Priesterbruderschaft St. Pius X. in den nordöstlichen Regionen Italiens in einem Interview mit der Tageszeitung “La Tribuna di Treviso”. Er bezeichnete die Aussagen Williamsons als “unvorsichtig”. Gleichzeitig bezeichnete er den Holocaust als Völkermord.
Benedikt XVI. hatte am Mittwoch im Rahmen seiner wöchentlichen Generalaudienz in Rom die Holocaust-Leugnung verurteilt und seine volle Solidarität mit den Juden bekräftigt, Williamson aber nicht direkt angesprochen.
Dialog mit Judentum beschädigt
Dennoch reißt die Kritik an Josef Ratzinger nicht ab. Der Jüdische Weltkongress (WJC) zeigte sich “tief besorgt” über die Wiedereingliederung des Gaskammern-Leugners Williamson. Der Fall gebe Anlass zur Sorge, dass die “bedeutsamen Errungenschaften im jüdisch-katholischen Dialog beschädigt” werden könnten, heißt es in einer Erklärung der WJC-Vollversammlung in Jerusalem.
Der Jüdische Weltkongress
Der Jüdische Weltkongress versteht sich als oberste Repräsentanz aller Juden außerhalb Israels. Die Vollversammlung, die alle vier Jahre als wichtigstes Entscheidungsgremium tagt, beendete am Dienstag ihr jüngstes Treffen unter dem Motto “Wir stehen an Israels Seite”.
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat vorerst den Dialog mit Vertretern der katholischen Kirche abgebrochen. “Unter solchen Voraussetzungen wird es zwischen mir und der Kirche momentan sicher kein Gespräch geben, ich unterstreiche das Wort ‘momentan’.”
Über die Frage, ob der Papst die Aussagen Williamsons bewusst hingenommen habe, gehen die Meinungen auseinander. Während Knobloch nicht an eine unbedachte Entscheidung glaubt, glaubt der Rabbiner David Rosen, der maßgeblich am Dialog mit der Kirche beteiligt ist, dass der Papst nichts von den Äußerungen Williamsons wusste. “Mir wird jedoch gesagt, dass ich naiv bin, wenn ich den Papst weiter verteidige”, sagte Rosen.
Regensburger Bischof stellt sich hinter Papst
Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller hat die Entscheidung des Papstes verteidigt, Williamson wieder aufzunehmen. “Den Flurschaden hat Herr Williamson angerichtet, nicht der Papst”, sagte Müller in einem Interview mit der “Passauer Neuen Presse” . “Wollen wir wirklich diesem Herrn Williamson, der unter normalen Umständen nie Bischof geworden wäre, den Triumph gönnen, den Heiligen Vater ungerechten Vorwürfen und Unterstellungen ausgesetzt zu haben und das gut entwickelte christlich-jüdische Verhältnis zu stören?”
Gaskammern angezweifelt
Der Vatikan hatte vor wenigen Tagen die Exkommunikation von Williamson, der Bischof der erzkonservativen Bruderschaft Pius X. ist, rückgängig gemacht. Dies hat zu erheblichen Spannungen mit jüdischen Organisationen geführt, weil Williamson in einem Fernsehinterview die Ermordung der sechs Millionen Juden in den Gaskammern der Nazi-Konzentrationslager bestritten hat.
Die Regensburger Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb gegen den 67- Jährigen wegen Volksverhetzung, da das Interview vor drei Monaten im Priesterseminar der Piusbruderschaft nahe Regensburg aufgezeichnet worden sein soll.
(Ag. /Red.)
Summary translation
The World Jewish Congress has expressed great concern regarding the Vatican’s decision to revoke the excommunication of Bishop Williamson. It could mean “that the significant achievement in Jewish Catholic dialogue may be harmed,” a resolution passed by the WJC Plenary Assembly in Jerusalem states.