BILD, Germany
Holocaust-Leugner soll sich “unmissverständlich distanzieren”
Von ANDREAS ENGLISCH und EINAR KOCH
Der politische Druck und die weltweite Empörung waren einfach zu groß. Gestern forderte der Vatikan den ultrarechten britischen Bischof und Holocaust-Leugner Richard Williamson (68) ultimativ auf, seine Hasstiraden zu widerrufen! Ein Ultimatum von Benedikt XVI.!
Der Papst habe die Ansichten des “Monsignore Williamson” nicht gekannt, als er vor zwei Wochen dessen Exkommunikation nach 20 Jahren aufhob. Dann der entscheidende Satz: “Um die Anerkennung seiner bischöflichen Funktionen zu erhalten, muss Bischof Williamson auch in absolut unmissverständlicher und öffentlicher Weise Abstand von seinen Positionen nehmen, die die Shoah (Völkermord an den Juden, die Red.) betreffen.”
Dabei hatte es gestern zunächst nicht danach ausgesehen, als wolle der Papst auch auf die Kritik zahlreicher Bischöfe reagieren und einlenken. Am Vormittag hielt der Heilige Vater seine mit Spannung erwartete wöchentliche Generalaudienz. Etwa 6500 Gläubige waren gekommen. Der Papst trug die weiße Soutane – aber nicht, wie bei wirklich wichtigen Anlässen, die “Mozetta” (roter mit Hermelin abgesetzter Umhang).
Benedikt XVI. sprach eine Stunde lang u. a. über den Apostel Paulus. Polnische Pilger sangen, draußen auf dem Petersplatz hielten Gläubige Transparente hoch: “Wir haben Dich gern.” Kein Wort verlor Benedikt XVI. über den Hetzer Williamson und die Kritik von Angela Merkel (CDU). Die Kanzlerin hatte den deutschen Papst in ungewöhnlich scharfer Form aufgefordert, klarzustellen, dass es keine Leugnung des Holocaust geben kann. Ungläubige Mienen bei den Vatikan-Korrespondenten, als die Audienz nach einer Stunde ohne die erwartete spektakuläre Erklärung endete. Die kam wenig später vom Staatssekretariat des Vatikan.
Die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland begrüßte die Widerrufsforderung: Dies sei ein positives Signal und ein erster Schritt in Richtung einer Wiederaufnahme des Dialogs mit der Kirche.
Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, erleichtert: “Das war das Zeichen, auf das die jüdische Welt gewartet hat.” Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber erklärte: “Ich hatte nie einen Zweifel an der eindeutigen und klaren Haltung des Papstes und der katholischen Kirche gegenüber dem Holocaust und der besonderen Verbindung zu den Mitbürgern jüdischen Glaubens.”