Argentinien weist Holocaust-Leugner Williamson aus

21 Feb 2009

Die Welt, Germany

Buenos Aires/Rom - Argentinien will den Holocaust-Leugner und Traditionalisten-Bischof Richard Williamson ausweisen. Sollte er nicht binnen zehn Tagen das Land verlassen, werde er abgeschoben, ordnete das Innenministerium laut Bericht der Tageszeitung "La Nación" an. Der Jüdische Weltkongress und die jüdische Gemeinschaft in Argentinien begrüßten die Maßnahme. Keinen Kommentar gab es zunächst aus dem Vatikan. Der argentinische Staat habe "seine Gesetze angewandt", hieß es.

Zur Begründung der Regierung hieß es offiziell, Williamson habe wiederholt gegen Aufenthaltsbestimmungen verstoßen. Der Brite habe sich als Mitarbeiter einer Nichtregierungsorganisation bezeichnet und damit die tatsächlichen Gründe seines Aufenthaltes und seinen geistlichen Stand verschwiegen. Der 68-Jährige leitete seit 2003 das traditionalistische Priesterseminar in La Reja nahe Buenos Aires. Ein Ministeriumssprecher erklärte zudem, Williamsons Aussagen verleugneten "eine historische Wahrheit" und beleidigten daher "zutiefst die jüdische Gemeinschaft und die ganze Menschheit".

Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, sprach in New York von einer "verdienstvollen Maßnahme". Die Regierung von Cristina Fernández de Kirchner mache "glasklar, dass Holocaust-Leugner im Land nicht willkommen sind". Leider seien andere Staaten und Regierungen weniger geneigt, der Verleumdung von Opfern der Schoah entschieden entgegenzutreten.

In Argentinien wird für kommenden Mittwoch ein Gesetzentwurf erwartet, der die Leugnung des Holocaust und anderer Verbrechen unter Strafe stellt. Wie die Zeitung "El Clarín" berichtet, soll demnach die Leugnung des Holocaust künftig ebenso unter Strafe stehen wie die Leugnung des Völkermordes an den Armeniern zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Leugnung des "Staatsterrorismus" während der Militärdiktatur (1976-1983).

Williamson ist derweil nicht auffindbar. Sein Aufenthaltsort war am Freitag unbekannt. Ein Mitglied des Priesterseminars der erzkonservativen katholischen Pius-Bruderschaft, das Williamson bis vor Kurzem leitete, sagte, dort sei er seit dem Vortag nicht mehr. Ein Sprecher des Innenministeriums, das den Bischof am Donnerstag ultimativ aufgefordert hatte, das Land binnen zehn Tagen zu verlassen, sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa, es sei unbekannt, wo sich Williamson zurzeit aufhalte.