Katholische Nachrichtenagentur, Germany
New York/Vatikanstadt (KNA) Der Jüdische Weltkongress (WJC) drängt auf weitere deutliche Zeichen der kirchlichen Ablehnung von Antisemitismus. Führende WJC-Repräsentanten besuchten am Montag im Auftrag von Präsident Ronald Lauder den Vatikan und sprachen rund zwei Stunden unter anderen mit dem deutschen Kurienkardinal Walter Kasper. Die Klarstellung des vatikanischen Staatssekretariats vom vorigen Mittwoch sei ein «begrüßenswerter erster Schritt» gewesen, erläuterte Lauder im Anschluss in einer in New York verbreiteten Erklärung. Dem müssten weitere konkrete Zeichen folgen.
Der Vatikan solle zur Kenntnis nehmen, dass ein Entgegenkommen gegenüber Antisemiten wie dem Traditionalisten-Bischof Richard Williamson die Erfolge von 40 Jahren christlich-jüdischen Dialogs seit der Konzils-Erklärung «Nostra aetate» aufs Spiel setzen könne, warnte Lauder. Das Konzilsdokument von 1965 behandelte das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Der WJC-Präsident zeigte sich zuversichtlich, dass diese Mahnung im Vatikan verstanden worden sei. Die Kontroverse der vergangenen Wochen habe deshalb positive Auswirkungen.
Lauder dankte Kasper für seine eindeutige Linie und seine Entschiedenheit. Er äußerte die Hoffnung, dass der für Mai anstehende Besuch von Papst Benedikt XVI. in Israel wie geplant stattfinden werde. Die Reise biete die Gelegenheit, den Einsatz des Vatikan für den Dialog mit den Juden zu bekräftigen. Die Reise wurde bislang noch nicht offiziell bestätigt.
Im Auftrag Lauders sprachen der langjährige stellvertretende WJC-Generalsekretär Maram Stern und der Präsident des Zentralrats jüdischer Organisationen in Frankreich, Richard Prasquier, mit Kasper. Der Leiter des vatikanischen Einheitsrats ist auch für den Dialog mit dem Judentum zuständig. Stern sprach im Anschluss an die kurzfristig vereinbarte Begegnung auf Anfrage von einer guten Atmosphäre.
Stern und Prasquier zeigten sich nach dem Gespräch optimistisch, dass die «Williamson-Affäre» bald beigelegt sei und auf längere Sicht die Beziehungen der katholischen Kirche zum Judentum nicht belasten werde. Prasquier bekräftigte mit Blick auf die umstrittenen Äußerungen des Bischofs, die Leugnung der Schoah sei keine Meinungsäußerung, sondern ein Verbrechen.